
„Da nervt immer noch was!“ Ich überhöre das, obwohl ich genau weiß, dass es nur eine Verzögerung des notwendigen Handelns darstellt. „MAMA, es nervt was!“ brüllt der Nachwuchs durchs Dunkel. Ein Gorilla wäre kaum leiser. Ein Dschungel kaum erstrebenswerter. 21:47 Uhr. Genau die richtige Uhrzeit für eine Diskussion in Sachen Maniküre bei Kindern. Licht an. Augen wachgebrannt. Ich schneide zum vierten Mal seinen Daumennagel. Kürzer geht nicht. Feilen wurde für doof befunden. Sein kritischer Blick wiegt schwer auf meiner müden Hand. Dann folgt der obligatorische Fingerwisch und das Kratzen auf der Matratze. Er lächelt: „Jetzt gehts!“ Puhhh, da hab ich ja noch Glück gehabt. Wer jetzt denkt das Kaliber Kind legt sich nun einfach hin und schläft, ist falsch verwickelt. Es folgt noch das „Wichtigste des Tages in 100 Minuten“. Daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Und während er sich in den Schlaf plappert, denke ich an diese Masse an Spleens in dieser Familie. Wie mit dem Daumennagel, der eine ganz bestimmte Form haben muss. Alle kleinen Köpfe haben hier ganz klare Vorstellungen davon, wie etwas zu sein hat oder wie etwas abläuft. Ich bin manchmal nur der Statist in diesem Theater – eine Art ausführendes Requisit 😉 Zum Glück ist es kein Filmdreh. So können mich die selbsternannten Regisseure nicht einfach rausschneiden. Theater ist immer live und ein wenig neben der Rolle 🧡 In diesem Sinne: Schlaft gut und bis zum nächsten Applaus!