Die können sie ruhig ne Nummer kleiner probieren! Die schlackert ja am Allerwertesten!‘ die Verkäuferin lächelt mich an. ‚Geben Sie mir das schriftlich. Das hänge ich direkt neben meinem Kleiderschrank!‘ erwidere ich geschmeichelt und kläre sie auf ’ne, die Jeans passt. Ich werde bald auseinandergehen wie ein Hefekuchen und dann brauch ich Platz.‘ Sie schaut ziemlich verwirrt und ich ergänze schnell ‚ich bin schwanger!‘ Ihre komplette Mimik verdreht sich. Sie strahlt, als ob sie gerade selbst befruchtet wurde und stammelt Superlative wie gigantisch und grossartig. ‚Ja, toll…, bin auch voll happy!‘ nuschele ich. Die Verkäuferin kriegt sich garnicht mehr ein und zack startet ihr eigener Reality-Monolog über die Geburt ihrer Tochter, den Wehen, den Schmerzen, dem Verlust der Figur, der Pubertät, ihrem nichtsnutzigen Mann. Aber alles sei einmalig. Ich trete den Rückzug in die Umkleide an. Durchatmen! Ich will nur die Hose. Mehr nicht. Lebensgeschichten kriege ich genug im öffentlichen Nahverkehr. Da hat ihr Verkehr nichts zu suchen!
Ich befreie mich von der Jeans und kämpfe mit meinen Brüsten. Selbst ein ungehorsamer Terrier ist schneller in seinem Körbchen. Mein Frausein nimmt ungeahnte Dimensionen an. Hätte ich gewusst das ein wachsender Bauch so viel Aufmerksamkeit erhält, ich hätte eine Taille nie gewollt. Ich dreh mich zur Seite und betrachte das Kunstwerk. Zwischen Bläh-und Babybauch zieht sich eine äquatorähnliche Linie. Wenn man genau hinsieht ergeben sich zwei separate Kugeln. Beide Inhalte wollen raus. Der eine früher als der andere. Das hofft man. Die Realität sieht anders aus. Die Luft bleibt drin! Kein Entkommen. Wenn es wenigstens einen Sinn hätte. Mit Helium gefüllt würde das Laufen zum Beispiel leichter fallen. Bei der Geburt platze ich bestimmt, wenn sich einer eine Kippe ansteckt. Man sollte nicht weiter hinterfragen, warum sich ein Arzt im Kreissaal eine Kippe ansteckt. Phantasie! Während meiner gedanklichen Reise, wagt die Verkäuferin einen weiteren Annäherungsversuch durch den dicken Vorhang ‚Wie weit sind sie denn?‘ Mist! Die Frage der Fragen. Zu unschwanger für eine Kugel und zu schwanger für eine Taille. Ein Dilemma. Meine Antwort fällt kurz aus ‚5. Monat!‘ Ich überreize die Zeitrechnung nur minimal. Was ist schon ein Tag, eine Woche, ein Monat?! Meinem Hormonstatus sind Zeitangaben völlig egal und ich fühle mich mehr als befähigt für eine Notlüge. Um das kosmische Gleichgewicht wieder herzustellen, habe ich die Jeans aber natürlich gekauft. Und das Shirt, die Strickjacke und den Schal! Hormone halt!
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sCHLIMMsCHÖN
Das Ende gleicht dem Anfang. Mittelpunkt sind derzeit nur noch meine Matratze und mein Fernseher. So gesäubert war meine Bude nur beim Einzug. Damals passte mein ganzes Leben in ein Auto. Acht Jahre später passe ich kaum noch in die Wohnung. Sie platzt aus allen Fugen – voller Schätze und Schund. Beides bewahre ich gleichermaßen. Das ist wohl der Fehler. Ich sortiere von links nach rechts und von oben nach unten. Wegschmeißen war keine Option in meinem SingleDasein. Bis jetzt. Denn ein Umzug bewirkt so einiges an EntrümpelungsEnergie. Krass! Und wenn dann noch der zukünftige Mitwohner Mr. Strukturiert ist, muss man agieren. Säckeweise habe ich also den Krempel entzaubert und seinem Schiksal in der Mülltonne überlassen.
Nun sitz ich hier und blicke auf kahle Wände. Selbst der Tastenanschlag scheint im Raum zu hallen. Heute ist die letzte Nacht in dieser Bleibe. Wie gerne würde ich darauf nun einen Schlummertrunk nehmen. Aber die vegane Challenge läuft noch bis morgen. Tja. Selber Schuld, junges Fräulein. Vor acht Jahren wäre mir das nicht passiert. Da war ich schon froh, wenn ich montag morgens wieder ausgenüchtert war. Wochenstart geschafft! Da wären 30 Tage ohne Promillometer undenkbar. Und am besten schüttet man sich in Gesellschaft die Gehirnzellen aus dem Schädel. Diese Wände haben dementsprechend so einiges an verschärften, versoffenen und hochgradig verzwickten Frauengespräche gehört. Immer mit einem gehörigen Schuss Selbstironie und professioneller Männerlogik: Er ruft nicht zurück, weil der bestimmt einen Unfall hatte und so mit beiden Armen im Gips keine SMS tippen kann. Klar!!! Er hat bestimmt keine Freundin. Die Alte auf seinem Handy ist seine Schwester. Sichi!!! Er will nicht nur Sex. Er ist eher der emotionale. Genau!!! Ach, das war herrlich. Wir hätten alle locker einen Schein in unserem persönlichen Psychologie-Aufbau-Studium erhalten.
So schwelge ich also noch ein wenig in den alten Anekdoten und Begegnungen: meine Nächte auf der aufblasbaren Matratze mit dem morgendlichen kalten Po-berührt-Boden-Gefühl. Die lieben Tages- und Wochenschläfer in meinem Heim, die meine Ankunft hier so bereichert haben. Der schwule Bäcker, der mir immer das dickste Baguette reichte und mir dann mit einem Augenzwinkern erklärte, dass es nicht nur beim Essen auf das Volumen ankommt. Der fette Kater Fritz, der gerne nächtens Babygeschrei imitierte und das treffsicher vor meinem Fenster. Die Nachbarin, die gerne ihren Sessel beim sexuellen Nahkampf besteigt, um sich dann durchs Wohnzimmer treiben zu lassen. Tja. Da war wenig Spielraum für Phantasie. Altbauwände sind gnadenlos ehrlich!
SchlimmSchön ist das Abschiedsgefühl. Denn demgegenüber ist die Vorfreude auf den NEUbau riesengroß. Mit dicken Wänden statt Weissbrot, fetter Badewanne statt Getier und dem passenden Kaltgetränk in der Hand! Denn dann ist Anstoß … ähm Anprost!
gETIER
gOLDIG
Kategorie super goldig: Opa und Enkel laden mich ein zum Quiz spielen. Schwierigkeitsniveau Dritte Klasse. Was aber nebensächlich ist, denn es geht um Geografie. Also Niveau Master of Disaster. Nach zwei Stunden Zugfahrt und Milliarden Fragen traut sich der Junge mein blankes Unwissen zu hinterfragen: hattest du kein Erdkunde in deiner Schule? Ich lach: Doch, aber das ist lange her. Er: das merkt man! Der Opa lacht: na, so lange bestimmt auch noch nicht. Und zwinkert mir zu. Der Junge: Da gabs bestimmt kein Geld beim Zeugnis. Ich: Doch! 100 Tacken! Weil ich so super in Textil war. Ich lache. Kein anderer. Noch! Mal sehen, was noch kommt. Gerade winkte der Junge bei der Frage nach nem Bauwerk um 1430 direkt ab und meinte: das kann ich garnicht wissen. Da gabs mich noch nicht! Hörrlich 🙂
bIMMELbAHN
Eine zugfahrt die ist witzig, eine zugfahrt die ist schôn! STOPP: der sänger hat sich gerade aufgrund akuter unwahrheit im liedgut spontan erbrochen. Mittlerweile weiss ich nicht mehr wie ich mir die stunden des zusammengeferchten wartens versüssen kann… Buch, handy, essen… Das bringt alles nix!! So ne Raumkapsel wäre töfte!! Mit schall- und geruchsabsorbietender hülle… Ach ja, und nix sehen!!!! Der typ mir gegenüber hat zum 70ten mal versucht seinen schwerhörigen nachbarn zu erreichen: ‚hallo der hört nix!! Und du nix empfang!!!‘ Bald gibts nen führerschein für passagiere! Ich sitz schon gedanklich an den wichtigsten übungen! 1. einfach mal die fresse halten! 2. Keine stinkenden speisen! 3. Stricken mit 20 metallischen armbändern an der hand verboten (bei dem kreativen geklimper kann nicht mal nen taubstummer pennen) … Nicht zu verachten… Praktische übungsauffaben: oma kriegt ihren koffer nicht gewuppt. Was tun? Auf klo gehen und die senile gerda umschmeissen ist irgendwie durchgefallen … Ich wäre nen bomben prüfer!
live on tour
kurz vor pinneberg fällt mir vollpfosten – dank eines hinweises von einem hilfsbereiten mitreisenden – auf, dass hier nicht ganz bahrenfeld liegt. Termin beim zahnarzt trotz umgehender bahnsteigwechsel-action nicht mehr einhaltbar. Gelächter bei der arzthelferin und freude bei mir… Keine pieksbohrkacke 😉 haha