Chillenzio! Ich hab mich mal in die „Sonne“ gewagt. Ein Plätzchen im ungeschliffenen Umfeld. So sehe ich auch aus. Ziemlich ungeschliffen. Ich fühle mich zumindest schon wesentlich besser. Ich muss meinem Inneren nur noch Bescheid geben, dass es gerne nach außen drücken darf. Was erwartet man auch. Müde, krank und zwei Rabauken, die heute mehr gegen- als miteinander sind. Es wird gepöbelt, gestänkert, gefrustet. Ich trenne dann die zwei Kampfboliden vom Straßenteppich bevor der Schwitzkasten misslingt und fange mir den kompletten Frust ein. Denn dann ist man sich komplett einig. Warum hat Mutti Schiri abgepfiffen? War doch nur ne Blutgrätsche! Die Tür wird geknallt und Tschö mit Ö! Ich bleib im Aus. Danke für Nichts! Da hilft nur Dampf ablassen und frische Luft um die Nase. So sitze ich also auf dem Außengelände der Quarantäne. Und tippe. In jeden Buchstaben verpacke ich meinen Unmut. Und die Jungs können sich freuen, dass ich so ein Ventil habe und ein Master im Kopffussball bin. Sonst pfeift der Schiri hier das Spiel mal ab, ihr Lufthosen! Und trainiert wird auf dem Ascheplatz. Und überhaupt, wer wäscht eigentlich eure Trikots und füttert eure Waden und lobpreist eure Paraden. ICH!! Ihr verliert euren besten Fan 😂😂 ha ha ha (das fiese Lachen müsst ihr euch denken 🤣)
Vertriggert nochmal. Da fragt mich eine liebe Freundin um Rat in Sachen Kinderchaos und alles ist wieder sehr präsent. Das versteht man wohl unter ‚Triggern‘. Ich hab sofort wieder diese unzähligen Momente im Kopf. Diese Phasen mit der Wut und dem Willen. Wie herausfordernd kann die Erziehung eines Zweijährigen sein?! Der Schuhkauf. Der runde Geburtstag meines Papas. Kinderturnen, Friseur…. Einer schreit, einer weint. Einer wütet, einer warnt. Es hat mir so viele graue Haare beschert. An die ich mich heute – zum Glück – nicht mehr störe. Es war eine intensive Zeit. Und mit ein wenig Distanz viel klarer vom Gefühl. Generell fallen einem manche Dinge erst richtig auf, wenn sie nicht mehr zum Alltag gehören. Wir alle erinnern uns nur zu gut an die Anfänge mit Kind. Das erste Lachen, das erste Wort, der erste Zahn, der erste Tobsuchtsanfall. Aber wenn Verhaltensweisen sich langsam ausschleichen, fällt es gar nicht mehr so auf. Das letzte Mal wütend auf dem Kopfsteinpflaster mit dem Mupf. Das letzte Mal durchgesungene Nacht auf dem Fussboden? Muss also scheinbar schon eine Weile her sein…
Und so habe ich gerade überrascht festgestellt, die Zeit heilt und Gehirnwindungen finden endlich ihre Anschlüsse im frühkindlichen Wahnsinn. Ich hätte mir oft gerne mehr Gelassenheit gewünscht und Selbstvertrauen. Vielleicht hat mich dieser Wunsch auch gerade so befeuert diesen Text zu schreiben. Ich möchte so gerne Mut machen. Ich habe mich oft hilflos gefühlt. Ich hab ja kein krankes Kind, einfach nur ein sehr emotional buntes Exemplar. Also, warum stelle ich mich so an?! Wenn dann die Farbpalette explodierte, kamen Ratschläge wie: „Du musst dich durchsetzen. Dem musste mal richtig Respekt beibringen! Dem würde ich aber ein paar Takte erzählen! Der käme aus dem Zimmer gar nicht raus!“ JA! Danke fürs Gespräch! Danke für dieses dumme Gefühl, das ich jetzt im Bauch habe. Denn eigentlich, weiss ich ganz genau, welche Mutter ich sein will…. oder doch nicht…Manche Ratschläge waren gut gemeint, mache einfach nur gemein. Warum soll ich ein Kind bestrafen, dass nach dem Wutanfall nicht mal weiss, warum es so getobt hat? Genau! Jede Familie, jede Beziehung ist anders, jede Einheit hat ihr Regeln. Aber manchmal hilft der Austausch mit Anderen, Sachverhalte klarer zu sehen. Daher mein HerzensRat: Tauscht euch aus! Teilt euch mit! Und hier ein paar gutgemeinte Gedanken mit wütendem Kind, die mir persönlich helfen. Ich bin keine Pädagogin und auch keine Fachfrau, nur eine Mutti mit wenig Schlaf und viel Hoffnung:
Es KNALLT und jetzt…
• Es geht nicht gegen dich! Nimm es nicht persönlich!
• Achte mal auf die Zeit.. es sind manchmal nur 15 Minuten Wahnsinn. Ich weiss, diese Viertelstunde können einen dem Tag versauen. Aber, es sind nur 15 Minuten
• Du bist da! Mach aber mal etwas ganz anderes. Räume tanzend auf, beginne laut zu Singen oder starte ein Tierrätsel… welches Tier ist grün? Manchmal erreicht man da noch ein Stück Spielgeilheit in dem Dickicht.
• Schaffe Zeit und Raum. Es geht immer um die scheiss Matschhose?! Kauf ne Neue! 😉 Man muss nicht jeden Kampf gewinnen, nur die Kriege!
• Formuliere deine Ansagen in der Ich-Form! Ich möchte jetzt los! Ich möchte, dass du dich anziehst!
• Weniger ist mehr! Es gab eine Zeit, da konnten wir nichts mehr außer der Reihe machen. Jede neue Situation endete mit Durchdrehmodus. Stress dich nicht mit Freizeitstress. Dann eben kein Kinderturnen, keine Musik etc.
• Verbünde dich! Hol dir Hilfe bei Freunden und Familie. Verlange nicht zu viel von dir!
• Sei nicht nachtragend. Sie wissen nicht wie ihnen geschieht. Spare dir Rachegedanken für die Pubertät 😉
• Kümmer dich um dich! Ein entspannter Geist ist viel belastbarer und Situationen kochen so nicht so schnell hoch
• Baut eine Wutbude auf die man kräftig trommeln kann. Zeigt den Zwergen Hilfen zum Dampfablassen.
• Bewahre den Respekt! Auch wenn dein Kind ihn womöglich verliert!
• Du hast einen schlechten Tag? Atme einfach. Es geht vorbei.
… es gibt unzählige kleine Dinge, die eine große Auswirkung haben. Ich bin aber voller Hoffnung, dass gerade diese Herausforderungen das enge Band zwischen Eltern und Kind stärken.
So, jetzt habe ich genug getippt zum Thema 😂🙈 Das musste wohl raus. Heute bin ich so froh, dass ich ein solch farbenfrohes Exemplar Kind herzen darf! Mit dieser Farbpalette im Gepäck werden wir die buntesten Bilder malen! Danke für diese Erinnerung! Danke fürs Triggern ❤️
Jeder der daheim auch einen emotionalen Hitzkopf hat kennt das Dilemma. Aus Freude kann in Sekundenschnelle Wut werden. Die ersten Vorboten kann ich mittlerweile ganz gut lesen. Da reicht schon das Flackern im Blick. Irgendetwas klappt nicht. Er fühlt sich vollkommen ungenügend. Dieses Gefühl überschlägt sich in seinem Kopf. Jetzt kommt der Punkt. Entweder wird ‚nur’ geweint oder er verliert sich komplett in seinem Gram. Dann ist jeder Versuch des Aufbauens, Mitfühlens oder Einwirkens zwecklos. Er gerät in eine richtige Schleife. Wiederholt wie besessen immer die gleichen Sätze und man muss höllisch aufpassen, dass er sich in seinem Durchdrehen nicht selbst verletzt. Da hilft nur Augen auf und durch. Gerade gab es wieder so eine Situation. Er ist danach immer total schlapp. Kein Wunder, wenn alles drinnen im Kopf kocht und draußen die Hitze noch befeuert. Ich brauch jetzt auch erstmal einen Kaffee und schnall mir mein Kühlpad unter die Füsse. Leider verbraucht pädagogische Deeskalationsgymnastik keine Kalorien 🙃
Authentisch! Ja, authentisch war ich heute mehr als gewollt. Wie ich da mit einem zu kleinen Rad meiner Nachbarin, wehenden Haaren und nackten Füssen durch unsere Siedlung gebrettert bin. Schreiend, fluchend, wutentbrannt. Mops hat sich aus dem Staub gemacht. Crogs an und tschö! Der Anruf vom Kerl hat mir glatt die Birkenstock weggezogen. Wie bitte?! Passte ihm nicht, dass ich einen Kaffee trinken war bei der lieben Nachbarin. Wie bitte?! Und wollte auch wohl länger wegbleiben. WIE BITTE!!!! Ich war/bin/bleibe so sauer über so viel Dickköpfigkeit! Was fällt dem Knievolk ein! Angst, Wut, Hilflosigkeit. Das ist so ein gefährlicher Cocktail fürs Hirn. Und dann noch der zu enge Jeansrock! Dann die Erleichterung als ich ihn endlich mit strengen Worten auf den Gepäckträger schnallen konnte. Zu Hause angekommen – große Standpauke! Viele Tränen. Mops hat nicht geweint. Er wollte einfach weg. Ja, super! Viereinhalb ist auch das perfekte Alter für den ersten „Auszug“. Authentisch bleiben! Das ist ein Rat von Jesper Juul, meiner pädagogischen Souffleuse. Bin ich. Laut und verdammt nochmal sauer! Sowas von authentisch! Drei Jahre gealtert! Danke an das unglaublich autonome Knievolk!
Einer heult immer. Heute heule ich. Ich starre auf das Kopfsteinpflaster vor meinem Auto. Mein Auge tuckert. Der Tritt saß. Ich wäre nun gerne schon drinnen. Ach was, ich wäre gerne schon fünf Kilometer weit weg. Nämlich zu Hause. Das ist aber nicht der Plan von Muckel. Der wütet auf statt in seinem Kindersitz. Anschnallen? Tja, keine Chance. Ich hätte nie gedacht, dass ein zweijähriges Kind schon Superkräfte hat. Das Veilchen unter meinem linken Auge ist der Beweis und wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Auch, wenn es keine Absicht war. Das weiß ich. Die Wimpern wachsen zum Glück nach. Also sitze ich, noch ziemlich benommen, mal neben ihm, mal auf der anderen Seite. Ein Versuch am Lenkrad. Fehlanzeige. Selbst Leo Lausemaus bei einer Lautstärke für Schwerhörige wirkt nicht. MennoMaus! Die Tränen kullern schon – auch bei ihm. Es macht einen so traurig ihn so „daneben“ zu sehen. Ganz neben der Spur. Furchtbar. Ich wurde ja immer vor dieser Phase gewarnt. Jetzt weiß ich warum. Ich habe in den Arm genommen, gesungen, geschimpft, abgelenkt, gedrückt, noch fester gedrückt, ignoriert, diskutiert. Keine Aktion von mir war scheinbar komplett richtig. Das ist so was von frustrierend. Man kriegt im Leben alles irgendwie geregelt und dann steht da so ein Wutzwerg und stellt alle pädagogischen Grundregeln in meinem Hirn auf den Kopf. Mir war ja schon bewusst, dass wir daheim einen temperamentvollen Burschen haben, aber dass er mir emotional so viel abverlangt, hätte ich nicht erwartet. Nach einer Ewigkeit erwische ich einen guten Moment. Ich schreie direkt in sein Hirn „Schau mal ein Baaaaagggggeeer!!!“ Der Wahnsinn in seinem Blick erlischt nur für eine Millisekunde. Das reicht mir. Er ist angeschnallt. Wir heulen uns nach Hause. Wir heulen uns in den Fahrstuhl. Wir heulen uns in die Küche. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Ich sitze am Küchentisch und atme. Mehr geht gerade nicht. Und dann höre ich ein leises und zögerliches „Trecker spielen?“. Er ist wieder da. Mein Mucki. Bis zum nächsten Wahnsinn.